Videoinstallationen

Ich bin die Alte Hirsch – 5:00 min.

Video, 5 min., HD, 16:9, für Bildschirm hochkant, ohne Ton, 2019
eine Arbeit, welche sich der materiellen Habhaftigkeit entzieht, flüchtig und doch langsamer als der schnell verknüpfende Geist des menschlichen Gehirns. Ein Text läuft über den Bildschirm, Buchstabe für Buchstabe und stellt eine Behauptung auf.
Danach ist der Mensch schon das perfekte Kommunikationssystem an sich.
Was ist das Problem?
… implizierte ungestillte Bedür. .. das bremst –
Diese Arbeit verbindet zwei parallel bzw. gleichzeitig erlebbare Ebenen:
das Inhaltliche, das im Menschen schon angelegte, vorhandene, ,,materiefreie“ Informations-/ Kommunikationssystem (siehe Altindische Darstellung des menschlichen Energiekörpers) und zum anderen die formale Herangehensweise und Umsetzung der Arbeit.
Die Flüchtigkeit des Textes benötigt erhöhte ungeteilte Aufmerksamkeit beim Lesen und trotzdem entwickelt sich dabei eine gewisse Ungeduld, da das Gehirn mit seiner superschnellen Verknüpfungsarbeit den Text schon kennt.
Dagegen unterlaufen die Zeichnungen in erhöhter Geschwindigkeit die bewusste Wahrnehmung und werden trotzdem · erkannt‘ bei gerade mal 1 Frame Sichtbarkeitsdauer. Diese Zeichnungen entstehen frühmorgens in einem Zustand zwischen Schlaf und Wachsein, kurze Notationen einer „Einsichtzeit“ in holografische zusammenhänge.

ECHOLOTEN n°3 – spam

Die Serie ECHOLOTEN ist eine Kommunikationsanalyse mit künstlerischen Mitteln.
ECHOLOTEN steht für die bedachte Aussendung und Beobachtung eines Signals und der Beantwortung durch den Reflektor.

ECHOLOTEN n°3 – spam 2009

Videoinstallation – 3 Filme, 8 min., im Loop,1 Klangerlebnis im Raum
1 Projektion an der Wand, 2 Monitoren auf dem Boden übereinander stehend (unterhalb der Projektion), Ton über 2 kl. Lautsprecherboxen, 1 digitaler Bilderrahmen

Für meine Arbeitsrecherche zu ´ECHOLOTEN n°3 – spam´, gab ich das Wort SPAM in die WorldWideWeb-Suchmaschine ein und erntete jede Menge SPAM, mich überfielen Spamhaufen und jede Menge Computerviren, die meinen gesamten Arbeitsplatz lahm legten.
Diese „Antwort“ auf mein „Signal“ habe ich visuell und akustisch aufgezeichnet und ist Teil dieser Arbeit.
Die Klangcollage setzt sich zusammen aus Arbeitsgeräuschen am Computer, abstürzende Programme und empfangenen Signalen von Echoloten aus der Hochsee-Schifffahrt.

vomICHEN Koordinatensystem zur hilfreichen Feststellung der eigenen Existenz, 2007

Computergrafik auf Folie und Plexiglas, 130 x 180 cm

Schnittmusterbögen, Städte-Entfernungstabellen, fragmentierte Weltzeit-Zonen, Annuitäts- und Kapitalabschreibungstabellen für lebenslängliche Renten…

Auf den ersten Blick ein verworrenes Feld von Schnittmusterbögen, Städte-Entfernungstabellen, fragmentierter Weltzeit-Zonen-Schaubilder übereinander schichtet. Indem Monika B. Beyer Elemente aus anderen, lebenspraktischen Zusammenhängen herausreißt, verknappt sie Verhältnisse, montiert und collagiert zusammen, was nicht zusammengehört; gleichzeitig verschachtelt, schichtet und verschiebt sie einzelne Bedeutungsträger, ja ganze Wahrnehmungsfelder, wodurch immer wieder neue, komplexe, verwirrende Bedeutungsebenen und –tiefen entstehen. Schreiben gehört zu ihren Basal-Beschäftigungen; Wort- und Textfragmente sind wichtiger Bestandteil ihrer Arbeit: Nehmen wir etwa das Wort-Fragment: „Annuitäts- und Kapitalabschreibungstabellen lebenslänglicher Renten…“. Annuität, ein Begriff aus der Investitionsrechnung, bezeichnet gleich bleibende regelmäßige Zahlungen; im Alten Rom allerdings bezeichnete Annuität die Amtsperiode der Konsuln. Es sind solche Ambiguitäten, durch die uns frei flottierende Wortfetzen ins Schwimmen. „Kapitalabschreibungstabellen“ haben ihren Platz gefälligst in finanztechnischen Erörterungen. Und zum Thema „lebenslängliche Renten“ können wir irgendwo im einschlägig Kleingedruckten eventuell entnehmen, dass „Beiträge, die aus versteuertem Einkommen aufgebracht wurden, nur mit dem Ertragsanteil versteuert werden, oder Rentenzahlungen neben einem steuerpflichtigen Ertrag den Rückfluss des eingesetzten und versteuerten Kapitals enthalten können, das nicht ein zweites Mal versteuert werden darf…“
Wem schwirrte da nicht der Kopf? Und Monika B. Beyer beschreibt genau solch schwindelnde Zwischenzustände: Einfach durch formale Behauptungen oder verbale Hinterfragungen. Man hat als Betrachter und Hörer – im Labyrinth, in den Schichtungen der Bedeutungen der Dinge – den Eindruck, als stehe man kurz vorm Moment einer klaren Antwort auf eine Frage, die man gar nicht formulieren kann, oder als erkenne man im Chaos der Phänomene eine vermeintlich geheime Ordnung. Und wird doch letztlich ent-täuscht. Weder ist das Objekt objektiv, noch ist das Eigene, das Subjekt subjektiv.

Rainer B. Schossig

Hörfunk-Journalist
Deutschland Radio Kultur

Die aufgefressenen liebesbriefe von A-Z

Die aufgefressenen liebesbriefe von A-Z

2006, 35 min
Filmische Umsetzung einer eigenen literarischen Vorlage (2000)

ein Raum, ein Tisch, ein Stuhl, eine Frau
Sie schreibt an ihren Liebsten, der in einer großen ACHT um die Welt reist.
Sie schreibt, er reist – das ist ihre Verabredung –
Still beobachtet sie, was sie umgibt, was sie erlebt und macht sich Gedanken über die Verschiedenartigkeit des „im Leben Stehens“
Die Zeitspanne, in der sie ihre 27 Liebesbriefe von A-Z schreibt, ist wie das Wesen der Zeit selbst – zeitlos –

ein Raum, ein Tisch, ein Stuhl, eine Frau – eine Kameraeinstellung !
Assoziative Filmbilder, die nicht 1:1 zu den gesprochenen Worten laufen, verändern die Wand und den Boden des Raumes.

[ nichts als eine vorstellung ]

[ resolume _#3 ] – Videoinstallation für 3 Monitore, (1 Tonspur) – 2006

Die Gewohnheit einer Aussage sollte nicht unbedingt als Kriterium für Richtigkeit angesehen werden.
nichts als eine vorstellung – im doppeldeutigem Sinn – ist als reine Vorstellung gleichsam interessant wie angst einflößend – der Mensch, sein Leben lang Standortbestimmung treffend, dem allgegenwärtigen NICHTS als einer Vorstellung etwas GÜLDIGES ENTGEGEN ZU SETZEN – doch das eigene Tun, inhaltlich wie äußerlich formal, entspringt der eigenen Vorstellung – das NICHTS wirkt als Korrektiv.

ALLES SIND NOTATIONEN VOM MÖGLICHEN!

In jahrelanger Recherche gesammelte Ton-/Bildschnipsel, welche Auskunft geben über die Orientierung und Befindlichkeit einer Gesellschaft – Nachrichten, Versprechungen, Aus- und Ansagen –

– gesammelte Ton-/Bildfragmente werden durch Brechungen, Unterbrechungen und Verknappung auf den Kernpunkt ihrer Aussage gebracht, als Surrugat mit selbst erstellten Bild-/Tonsequenzen neu zusammengeschnitten – die Tonspur arbeitet mal konform, mal gegen das Bild – das Fiepen und Rauschen auf der Tonspur transportiert die Unwirklichkeit der Medienwelt – der Rezipient ist Empfänger der Information nur so lange, wie er auf dem richtigen „Kanal“, der geschalteten Frequenz verweilt –

– das bejubelte ´Informationszeitalter´ in frage gestellt: sind wirklich mehr zu verarbeitende Informationen im Transfer, welche den Menschen an sich, mehr Mensch werden lassen oder ist dies [ nichts als eine vorstellung ] –
Recherchierte und gesammelte Film-/Tonfragmente aus dem TV zur Befindlichkeit einer Gesellschaft sind mit eigenen Film-/Tonsequenzen digital verschnitten, durch Brechungen, Unterbrechungen und Verknappung, sind sie auf den Kernpunkt ihrer Aussage gebracht. Die Omnipräsenz der Medien vermittelt Werte, die Generationen im Lebensgefühl prägen…und doch…trotz fortschreitender Technik, ist der Mensch als definierter Informationsverarbeiter, vor allem ein sinnliches Geschöpf, ein Wesen was nicht unbedingt und notwendig aus der Geschichte lernt – ein Jäger und Sammler, einer mit Fell an den Eiern – ein verletzbares, verletzliches Wesen –

Eigene Kurztexte laufen dazu in verschiedener Geschwindigkeit über den Bildschirm – und stellen Fragen in ihren Aussagen. Ein Verletztes im fragenden Blick des Puppenkopfes schaut währenddessen ins Irgendwo

´stop and go´, Videoinstallation